Neustadter Geschichte zum Anfassen. Das Museum, untergebracht in neun Räumen im Erdgeschoss der Villa Böhm, bietet seinen Gästen eine Entdeckungsreise durch die fast 800 jährige Geschichte von Neustadt an der Weinstraße.
Besucher erleben ein Museum zum Anfassen und Bewegen: Originale Zeugnisse in Vitrinen mit Schubladen, Schaltern, beweglichen Täfelchen, Lampen, Büchern zum Blättern und vieles mehr: Moderne Terminals ergänzen und vertiefen die Themen in Bild, Ton und Text.
Raum 1 (Foyer und Treppenhaus)
Stadtgründung und Stadtrechte
Die Stadtgründung der Nova Civitas durch die rheinischen Pfalzgrafen reicht in die Zeit um 1200 zurück. 1246 wird Neustadt in einer Papstbulle für das Dominikanerinnenkloster St. Lambrecht erstmals erwähnt. Zum Schutz gegen das Raubrittertum wird Neustadt 1254 Mitglied des Rheinischen Städtebundes. Nach der zweiten Verleihung der Stadtrechte 1275 entwickelt es sich zum bedeutenden Amtsort der linksrheinischen Kurpfalz.
Raum 2 (ehemals Herrenzimmer)
Stift und Stadt
Neustadts Wahrzeichen ist die Stiftskirche mit ihren Doppeltürmen. Die größte gotische Kirche der Pfalz ist Ruhestätte der Pfalzgrafen Rudolf II. (+ 1353) und Ruprecht I. (+ 1390). Der 64 Meter hohe Nordturm, 1489 vollendet, beherbergt die neue „Kaiserglocke“ von 1949. Die Grundsteinlegung des Stiftschores erfolgt 1368, die Chorweihe 1383. 1705 wird die Stiftskirche zur Simultankirche; die Katholiken erhalten den Chor, die Protestanten das Kirchenschiff – eine Aufteilung, die bis heute andauert. Das von Ruprecht I. 1356 gegründete Liebfrauenstift ist noch Jahrzehnte nach seiner Auflösung im Jahre 1561 der bestimmende Wirtschaftsfaktor im Neustadter Raum.
Ab 1578 dient das Neustadter „Casimirianum”, ein ehemaliges Augustinerinnen-Kloster, für fünf Jahre als Hochschule für Professoren und Studenten, die wegen ihres reformierten Glaubens aus dem lutherischen Heidelberg vertrieben worden sind.
Konfessionswechsel und Kriege prägen die pfälzische Geschichte im 16./ 17. Jahrhundert.
Raum 3 (ehemals Raucherzimmer)
Harnisch-Buchdrucke
1588 lässt der reformierte Heidelberger Theologe David Pareus, Lehrer am „Casimirianum“, bei dem Neustadter Buchdrucker Matthäus Harnisch eine Bibelausgabe erscheinen, die wegen ihrer „calvinistischen” Kommentare heftige Auseinandersetzungen mit lutherischen Theologen auslöst.
Bis zum Dreißigjährigen Krieg ist die mehrfach neu aufgelegte berühmte „Neustadter Bibel” in der pfälzisch-reformierten Landeskirche in Gebrauch.
Mehr als 100 Buchdrucke sind aus Harnischs Druckerei hervorgegangen.
Raum 4 (ehemals Salon)
Umkämpfte Kurpfalz
Frankreichs Drang zum Rhein führt vom 17. bis zum 19. Jahrhundert zu Besetzungen, Brandschatzungen und Plünderungen. Von 1797 bis zur Niederlage Napoleons 1814 sind Neustadt und die linksrheinische Pfalz von Frankreich annektiert. Ab 1816 gehört Neustadt zum Königreich Bayern. Bald gilt die Stadt als Hort revolutionärer Volksversammlungen – im Gegensatz zur scheinbaren Beschaulichkeit der so genannten Biedermeierzeit.
Schwerpunkte des Raumes sind die berühmten Neustadter Möllinger-Uhren und ein kostbares Hammerklavier (um 1780 gebaut).
Raum 5 (ehemals Empfangssalon)
Aufbruch zu Freiheit und Einheit
Der Zug zum Hambacher Schloß (27. Mai 1832) wird zur politischen Massendemonstration. Zum „Nationalfest der Deutschen” haben Mitglieder des Neustadter Press-Vereins aufgerufen. Ziel ist die „Wiederherstellung der deutschen Nationaleinheit unter einer demokratisch-republikanischen Verfassung“.
Das Jahr 1848 wird zum Höhepunkt nationaler und liberaler Protestbewegungen und bewirkt die Einberufung einer Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche zur Ausarbeitung einer ersten demokratischen Reichsverfassung. Trotz Niederschlagung der Revolution 1849 prägt das Erbe von 1848 alle späteren demokratischen und föderalistischen Bestrebungen in Deutschland.
Die deutsche Nationaleinheit wird erst im Jahre 1871, nach dem Deutsch-Französischen Krieg, unter Bismarck erreicht.
Raum 6 (ehemals Speisezimmer)
Erfinder und Entdecker
Zu den bekanntesten historischen Persönlichkeiten der Stadt zählen Karl Helfferich, deutscher Vizekanzler und Schöpfer der „Rentenmark”, der Mediziner Albert Fraenkel, der Meeres- und Polarforscher Georg von Neumayer sowie die Erfinder bahnbrechender technologischer Neuerungen, Hans Geiger („Geiger-Müller-Zähler“) und Walter Bruch („PAL-Farbfernsehen“).
Raum 7 (ehemals Frühstückszimmer)
Neustadt wandelt sich
Im Mittelpunkt steht die städtebauliche, wirtschaftliche, kulturelle und politische Entwicklung der Stadt im 19. und 20. Jahrhundert.
Die Eingemeindung ihrer neun Weindörfer wurde 1969 (Diedesfeld, Geinsheim, Gimmeldingen, Haardt, Hambach, Königsbach, Lachen-Speyerdorf, Mußbach) begonnen und 1974 (Duttweiler) abgeschlossen.
Erinnert wird hier auch an den Neustadter Ehrenbürger und Stifter Friedrich Hetzel.
Raum 8 (ehemals Blumenhaus/Wintergarten)
Geschichte des Hauses
- Die mediale Präsentation konzentriert sich auf die neuere Geschichte der Stadt.
- Die Themen gliedern sich in folgende Schwerpunkte:
- Vom Kaiserreich bis zur Republik (1871-1920)
- Weimarer Republik (1918-1933)
- Neustadt unterm Hakenkreuz (1933-1945)
- Nachkriegszeit ab 1945
- Die Geschichte der Juden in Neustadt
Raum 9 (ehemals Küche)
Raum für Sonderausstellungen
In diesem Raum finden regelmäßig kleine Ausstellungen vor allem zu stadtgeschichtlichen Themen statt.